Wann ist Agilität sinnvoll?
Agiles Arbeiten ist in der modernen Arbeitswelt längst kein Fremdwort mehr. Doch oftmals ist gar nicht klar, wann und warum agiles Arbeiten überhaupt sinnvoll ist.
Die Geburtsstunde von Agilität
Bevor wir uns mit dem „wann“ beschäftigen, lassen Sie uns einen Blick auf den Beginn der Agilitätsbewegung werfen: Agilität gibt es in der Systemtheorie von Organisationen bereits seit den 1950er-Jahren. Mit Beginn der 90erJahre starteten dann etwa drei Wellen der Agilitäts-Bewegung:
1. Agile Manufacturing:
Beim Lean Manufacturing lag der Fokus unter anderem auf einer schnellen Produktentwicklung, multifunktionalen Teams und einer Optimierung der Produktionsabläufe. Es handelte sich vor allem um den Bereich Ingenieurwesen.
2. Agile Softwareentwicklung:
Ab Mitte der Neunzigerjahre und zu Beginn des 21. Jahrhunderts war Agilität vorwiegend in der Softwareentwicklung anzutreffen. Vor allem mit Methoden wie Scrum gewann Agilität hier an Aufmerksamkeit. Im Zuge dessen entstand auch das sogenannte agile Manifest der Softwareentwicklung (siehe hierzu auch den Artikel 20 Jahre agiles Manifest (Verlinkung)). Damit wurde eine Art Handlungsleitlinien postuliert, nach welchen man handeln kann, um agil zu arbeiten.
3. Die agile Organisation:
Inzwischen erhält der Megatrend Agilität Einzug in ganze Organisationen. Anstatt Agilität nur auf einen Bereich zu fokussieren, geht es vielmehr darum, das ganze Unternehmen auf Kurs „agil“ zu bringen. Die agile Transformation soll den Herausforderungen der neuen Arbeitswelt so gerecht werden,
VUCA legt den Grundstein für agiles Arbeiten
Beim Stichwort „Herausforderungen der modernen Arbeitswelt“ kommen Sie nicht am Begriff „VUCA“ vorbei. VUCA steht für:
- Volatility (Volatilität)
- Uncertainty (Unsicherheit)
- Complexity (Komplexität)
- Ambiguity (Zwei- oder Mehrdeutigkeit)
VUCA beschreibt mit einem Wort die Umfeldbedingungen und Herausforderungen, denen wir uns auf den heutigen Märkten stellen müssen. Die Welt verändert sich ständig, wird instabiler und unvorhersehbare Veränderungen passieren – immer drastischer und schneller in verschiedene Richtungen (Volatilität). Dadurch werden langfristige Planungen und Investitionen fast unmöglich (Unsicherheit). Probleme werden vielschichtiger und Anforderungen an Organisationen sind nicht nur schwarz und weiß, sondern auch bunt (Komplexität und Mehrdeutigkeit).
Nun stellt sich natürlich die Frage: Wie sollen wir in so einer Welt am besten arbeiten? Und welche verschiedenen Arbeitsmodelle bzw. Herangehensweisen an Arbeit gibt es überhaupt?
Klassischer (Projekt-)arbeitsstil vs. agiler Arbeitsstil
Prinzipiell kann man zwischen zwei Arbeitsstilen unterscheiden: Klassische Projektarbeit und agile Projektarbeit:
- Klassische Projektarbeit:
Hierbei handelt es sich um ein lineares Vorgehensmodell. Oft werden die einzelnen Projektphasen von Meilensteinen abgetrennt und zu Beginn werden sowohl das Ergebnis als auch Kosten, Termine und der Personalbedarf bestimmt. Änderungen sollten vermieden werden, da das oftmals hohe Kosten nach sich zieht
- Agile Projektarbeit:
Im Vergleich dazu steht in der agilen Projektarbeit iteratives, also schrittweises, inkrementelles Arbeiten im Vordergrund. Das Team stellt in jeder Iteration ein verwendbares Produktinkrement fertig. Zudem basiert agiles Arbeiten auf Teamarbeit, Feedback, sowie kontinuierlicher Prozessverbesserung
In der heutigen VUCA-Welt ist es von Vorteil, im Sinne agiler Vorgehensweisen mit kurzen Planungszyklen zu arbeiten. Im Gegensatz dazu wird der klassischen Projektarbeit häufig zugeschrieben, dass die Mitarbeiter in Silos, also getrennt voneinander, handeln und vor allem auch denken. Das will die agile Projektarbeit aufbrechen.
Auch wenn es schwierig erscheinen mag, agiles Arbeiten auf eine breite Menge an Projekten und Aufgaben anzuwenden, in der agilen Projektarbeit gibt es verschiedene Frameworks, die hierbei helfen können. Zudem ist es sinnvoll, nach der Aufgabenart zu unterscheiden, um zu prüfen, welche Herangehensweise am besten passt.
Unterscheidung der Aufgabenart
Wir hören häufig Aussagen wie: „In der IT-Branche lässt sich agiles Arbeiten einfacher umsetzen. Da kann schließlich jederzeit eine neue Version erstellt werden.“ Schauen wir mal genauer hin und unterscheiden zwischen verschiedenen Aufgabentypen:
1. Regelaufgaben:
Regelaufgaben sind Aufgaben, die mit hoher Wiederholungsrate und Gleichheit auftreten
2. Projektarbeit:
Projektarbeit beschreibt Aufgaben in der Projektentwicklung, die nicht in hoher Frequenz auftreten und eher heterogen sind
Generell gibt es verschiedene Anforderungen an Aufgaben. Nicht bei allen passt ein agiles Format. Auf den ersten Blick erscheint agiles Arbeiten bei Regelaufgaben wenig sinnvoll, aber z. B. das agile Framework Kanban zeigt, wie wertvoll agiles Arbeiten auch hier ist. Für die Projektarbeit erkennen viele gleich den Wert z. B. des Frameworks Scrum. Für größere Projektumfänge, in denen mehrere Einheiten unter einen Hut gebracht werden müssen, gibt es agile Skalierungsframeworks wie SAFe oder Less. Mit unserer ChApp (Change App) können Sie gezielt mehr zum Thema „Wann ist Agilität sinnvoll“ lernen
Welche Vorgehensweise ist nun die richtige für Sie?
Entscheidend ist, dass Prozesse und Methoden dann wirksam sind, wenn das Vorgehensmodell zur Ausgangssituation passt. Vor dem Projektstart ist es also wichtig, dass Sie sich damit auseinandersetzen, welche Anforderungen existieren und mit welchem Wissen und unter welchen Bedingungen Lösungen erarbeitetet werden können. Auch das jeweilige Mindset des Unternehmens und der Mitarbeiter sollte beachtet werden und spielt eine große Rolle. Schließlich hat die Haltung einen großen Einfluss auf die Arbeitsweise. Es gilt also ein passendes Format zu finden, welches ideal auf Sie anpassbar ist.
Fazit
Sowohl klassische als auch agile Ansätze haben ihre Eigenheiten. Sind Anforderungen, Ressourcen und Zeiten bekannt und ausreichend definiert, können klassische Methoden des Projektmanagements zum gewünschten Ergebnis führen. Sind die Anforderungen an ein Projekt jedoch geprägt von häufigen Änderungen, kurzen realistischen Planungshorizonten und einem hohen Entwicklungsanteil, überwiegen die Vorteile agiler Methoden deutlich.